„Wir müssen Bildungspolitik vom Kind her denken“

Dr. Alexander Becker referierte beim gut besuchten Info- und Diskussionsabend des CDU-Ortsverbandes Rastatt im Rossi-Haus über das Thema „Quo vadis Bildungspolitik?“

Foto: Gerhard Schauppel
Dr. Alexander Becker referierte beim gut besuchten Info- und Diskussionsabend des CDU-Ortsverbandes Rastatt im Rossi-Haus über das Thema „Quo vadis Bildungspolitik?“ Foto: Gerhard Schauppel

„Quo vadis Bildungspolitik?“ Mit dieser Fragestellung  hatte der CDU-Ortverband Rastatt für seinen Info- und Diskussionsabend im Rossi-Haus offenbar ein Thema von großem Interesse gewählt. Vorsitzender Jürgen Wahl begrüßte dazu als Referenten Dr. Alexander Becker MdL, der sich zahlreichen Experten in Sachen Bildung gegenübersah. Denn das Gros der Besucher bestand aus Lehrkräften, die aus der gesamten Region nach Rastatt gekommen waren.

Der Bildungsexperte in der CDU-Landtagsfraktion wies zu Beginn des Info- und Diskussionsabends darauf hin, dass die Unterrichtsversorgung in Baden-Württemberg seit Jahren Defizite aufweise, weil Fachkräfte und Geld fehlten.

Zumindest im Grundschulbereich zeichne sich nun aber eine Trendumkehr ab, denn inzwischen seien deutlich mehr Lehrkräfte in Ausbildung als noch vor einigen Jahren. Auf sie wartet eine große Aufgabe, die Grundschulen heute schon vor massive Herausforderungen stellt.

Jedes vierte Kind erreiche nicht den Minimalstandard, verdeutlichte Alexander Becker. Grund dafür seien insbesondere sprachliche Defizite. Wie die aktuelle Erhebung VERA 3 zur Ermittlung des Lernstandes in den dritten Klassen ergeben habe, sei für 29 Prozent der Grundschüler Deutsch nicht Alltagssprache. „Das ist ein radikaler Unterschied zur Zeit vor zehn Jahren“, sagte der CDU-Landespolitiker.

Etwas besser ist die Lage laut VERA 3 an Realschulen, wo Deutsch „nur“ für 20  Prozent der Schüler nicht Alltagssprache sei, bei Gymnasien liegt dieser Wert bei 12,5 Prozent.

Vor diesem Hintergrund zeigte sich Alexander Becker zufrieden, dass es gelungen sei, vor einem Jahr die verbindliche Grundschulempfehlung wieder einzuführen. Dabei werden neben den Lehrkräften auch die Eltern einbezogen und die Schüler getestet.

Jeder zweite Grundschüler in Baden-Württemberg hat laut dem CDU-Landtagsabgeordneten einen Migrationshintergrund. Das sei der zweithöchste Wert aller Bundesländer. Es genüge jedoch nicht, nur Deutschkurse für Kinder anzubieten. „Wir müssen bei den Eltern ansetzen“, bekräftigte Alexander Becker.

Leider sei bislang die Elternbildung weitgehend ausgeblendet worden, die nun zum großen Thema geworden sei. Eltern müssten in die Lage versetzt werden, schulische Schreiben und Formulare zu verstehen, und damit besser ins Schulleben ihrer Kinder eingebunden zu werden.

„Wir müssen Bildungspolitik vom Kind her denken“, sprach sich Alexander Becker für ein möglichst vielfältiges Angebot aus. Dazu gehöre für die CDU auch der Erhalt der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), früher Förderschulen genannt. Zudem müssten flexible Lösungen möglich sein. So fordert er beispielsweise mehr Freiheiten für Realschulen. Außerdem will er sich dafür stark machen, das G8-Angebot wieder auszubauen, das aktuell auf eine einzige Schule in Stuttgart reduziert sei. Alexander Becker: „Wir müssen in Zukunft wieder jedem Kind den bestmöglichen Bildungsgang ermöglichen und deshalb G8 so gestalten, dass es flächendeckend zum Einsatz kommt.“